Die Wun­der­kam­mer der Al­pen

Kunsthalle Göschenen

In Göschenen fügt sich die neue Kunsthalle von Burkhalter Sumi wie ein Lawinenkeil in die Alpenlandschaft ein: eine Betonhülle, die nur zwei Werke schützt und einen kahlen Saal in einen Ort radikaler Visionen verwandelt. Zwischen Stille, Entfremdung und materieller Spannung konfrontieren sich Kunst und Architektur mit der Kraft der Landschaft. 

Data di pubblicazione
09-06-2025

Auf der Westseite von Göschenen steht das neue Gebäude der Kunsthalle, entworfen von den Architekten Burkhalter Sumi. 2013 hatten sie bereits das ehemalige Stücki-Zeughaus zum Kunstdepot umgebaut, um dort nicht nur die Werke der Sammlung von Christoph Hürlimann, sondern auch Studienräume und vier Künstlerateliers unterzubringen. 

Zusammen mit dem kleinen Pavillon von Jean Nouvel, der nach der Expo.02 in Murten an dieser Stelle wieder aufgebaut wurde, bilden die drei Gebäude ein Ensemble, das der Kunst gewidmet ist – eine Art Alter Ego von Göschenen, einem Dorf, das durch technische Infrastrukturen geprägt ist.

Die Kunsthalle fügt sich wie ein Lawinenkeil in das Gelände ein: in den Boden eingebettet, ist sie ein Element, das in die Verkehrslandschaft des «Spazio Gottardo» integriert ist. Eine vorverdichtete, nur 16 cm dicke Sichtbetonschale dehnt sich wie eine Ziehharmonika aus und zieht sich wieder zusammen und bildet so eine Art Bollwerk, das einen 12 x 20 m grossen Saal ohne Zwischenstützen beherbergt.

Das Gebäude ist für die Ausstellung von nur zwei Kunstwerken konzipiert: Nature Morte – Ray von Subodh Gupta im Foyer nahe dem Eingang und The Collector’s House von Hans Op de Beeck im Inneren des Pavillons. 

Das Werk des belgischen Künstlers, ein idealer Archetyp für Kunstsammlungen oder Empfangsräume, geschaffen mit den Ausdrucksmitteln und Sprachen der dreidimensionalen Modellierung, verleiht einer Szene Gestalt, die bewusst frei von jeglichen materiellen oder koloristischen Effekten ist, mit homogenen, glatten Oberflächen, ganz in monochromem grauem Putz. 

Das Ergebnis ist ein verwirrender Raum mit hyperrealistischen Zügen, der durch das diffuse künstliche Licht noch verstärkt wird, das zur Entfremdung beiträgt und jeglichen Kontakt oder Bezug zur realen Welt ausschliesst.

Der Künstler inszeniert die Loslösung zwischen der realen und der digitalen Welt und hinterfragt dabei das schwierige Verhältnis zwischen Realität und Darstellung. Ebenso blickt das Gebäude auf den natürlichen Kontext, in den es eingebettet ist, und verwandelt technische Zwänge in Ausdrucksformen: Die Architektur fungiert als Infrastruktur zum Schutz der Kunstwerke, die sie beherbergt.

Dank des Videos, das die Klang- und Raumperformance Raum / Bewegung / Sound dokumentiert, die 2022 vom Musiker Luca Burkhalter zusammen mit Andrina Bollinger, Anna Hirsch und Luca Koch aufgeführt wurde, lässt sich die nackte Materialität des Gebäudes und die Räumlichkeit des Saals vor der Installation von The Collector’s House erfassen. Die Ausstellung zeigte das Potenzial des Raums, der in einer Verflechtung von Architektur, Klangenergie und sich bewegenden Körpern als musikalischer Resonanzraum fungiert und gleichzeitig seine Erinnerung bewahren kann.

Das Gebäude ist überraschend robust und zugleich nüchtern. Die Spannung zwischen der surrealen und befremdlichen Installation von Hans Op de Beeck und den Arbeiten von Subodh Gupta einerseits und der rauen Landschaft andererseits – nur durch die dünne Betonhülle voneinander getrennt – sorgt für ein völlig unerwartetes Erlebnis.

Der Originalartikel «La Wun­der­kam­mer del­le Al­pi» wurde von Francesca Belloni und Lucia Pennati verfasst und ist in Archi 2/2025 erschienen. 

 

Diese Zusammenfassung wurde von KI Claude erstellt, von DeepL übersetzt und von den Redaktionsteams von espazium - Der Verlag für Baukultur überprüft.

Neubau Kunsthalle Göschenen

 

Bauherrschaft
privat

 

Architektur 
Marianne Burkhalter, Christian Sumi, Zürich 

 

Tragkonstruktion
Conzett Bronzini Partner, Chur 

 

Bauleitung 
André Simmen, Andermatt Anlagenprojekt 

 

HLKS-Planung
Tobias Hürlimann Sanitär Heizung, Walchwil 

 

Elektroplanung
Elektro Planzer AG, Altdorf

 

Lichttechnik 
LG Lightguide, Kägiswil

 

Planung 2018-2021 
Bau 2021-2024