Planungssektor: Geschäftslage stabil – Ausblick uneinheitlich
Die Ergebnisse der KOF-Umfrage vom Juli zeigen grosso modo eine stabile wirtschaftliche Lage im Planungssektor. Während die Architekturbüros ihre Erwartungen für die kommenden Monate deutlich zurückschrauben, blicken die Ingenieurbüros wieder optimistischer in die Zukunft.
Laut den Juli-Ergebnissen der KOF-Konjunkturumfrage im Planungssektor beurteilen die Planungsbüros ihre gegenwärtige Geschäftslage weiterhin als günstig. Zwar hat die Entwicklung der Nachfrage in den vergangenen drei Monaten nachgelassen, doch die erbrachte Leistung und der abzuarbeitende Auftragsbestand haben etwas kräftiger zugelegt als zuvor.
Dennoch: Im dritten Quartal 2025 nennen 27% der Büros eine ungenügende Nachfrage als eines der Leistungshemmnisse (Vorquartal: 26%). Passend dazu haben die Bausummen in den neu abgeschlossenen Verträgen im Vergleich zum Vorquartal deutlich weniger stark zugenommen. Unverändert hoch bleibt der Arbeitskräftemangel – rund die Hälfte der Büros berichtet weiterhin von personellen Engpässen.
Erfreulicherweise hat sich der Ausblick gegenüber der Aprilumfrage für die nächsten Monate leicht verbessert. Aktuell erwarten nun wieder mehr der Büros, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten verbessern wird – und zwar rechnen 14% der Planungsbüros mit einer Verbesserung, 80% mit keiner Veränderung und 6% mit einer Verschlechterung.
Im Vergleich zur eher verhaltenen Entwicklung der Nachfrage jüngst gehen die Planungsbüros von einer günstigeren Nachfragesituation in den nächsten drei Monaten aus. Zudem wird bei der Beschäftigtenzahl ein leicht höherer Aufbau als im Vorquartal erwartet. An ihrer insgesamt vorsichtigen Einschätzung zur Ertragslage halten die Büros hingegen fest.
Ertragslage der Architekturbüros stärker unter Druck
Obwohl die positive Entwicklung der Nachfrage und der Auftragsbestände nachgelassen hat, bewerten die Architekturbüros ihre gegenwärtige Geschäftslage im Juli etwas günstiger als im April. So konnten sie denn auch in den vergangenen Monaten ihre Beschäftigtenzahl aufstocken: Im Juli melden 19% der Büros eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl, 69% eine konstante Zahl und knapp 13% eine abnehmende. Weiterhin klagen 43% von ihnen über einen Arbeitskräftemangel, der die Leistungserbringung hemmt.
Deutlich eingetrübt hat sich der Ausblick: Zwar revidieren die Architekturbüros ihre Erwartungen für die Geschäftslageentwicklung in den kommenden sechs Monaten nicht, doch im Einklang mit den vermehrt zurückhaltenden Erwartungen für die Entwicklung sinkt die Erwartung der Leistungserbringung. Auch ihre Ertragslage sehen die Büros stärker unter Druck; nur 7% rechnen mit höheren Preisen, 87% mit konstanten und 5% mit sinkenden Preisen.
Ausblick der Ingenieurbüros hellt sich auf
Die Ingenieurbüros bewerten ihre gegenwärtige Geschäftslage im Juli leicht schlechter als im April. Doch ihre Einschätzung der Entwicklung der Nachfrage und der Auftragsbestände bleibt stabil. Die erbrachte Leistung hat laut eigenen Angaben zugelegt. Gleichzeitig geraten die Erträge stärker unter Druck. Im Vergleich zu den Büros, die eine Verbesserung melden, geben nun wieder mehr Büros an, dass sich ihre Ertragslage in den vergangenen drei Monaten verschlechtert habe.
Trotz der verhaltenen Entwicklung in den vergangenen Monaten hellt sich der Ausblick der Ingenieurbüros deutlich auf. Auch hinsichtlich der Nachfrage, der zur erbringenden Leistung und der Ertragslage werden die Büros zuversichtlicher. Einzig bei den Preisen verdüstern sich die Aussichten auf eine Steigerung; aktuell rechnen 9% der Büros damit, dass sie ihre Preise in den kommenden drei Monaten erhöhen werden, 86% wollen sie konstant halten und 5% senken.
US-Zölle – Verringerung des Bruttoinlandprodukts?
Ende Juli meldete die KOF in ihrer Medienmitteilung eine deutliche Verbesserung der Konjunkturaussichten. Konkret sei das KOF-Konjunkturbarometer im Juli deutlich angestiegen – somit hellten sich die Konjunkturaussichten für die Schweizer Wirtschaft auf. Diese Mitteilung war nur zwei Tage später, am 1. August 2025, Makulatur. Denn zwischenzeitlich kündigte die US-Regierung Zölle von 39% auf Schweizer Warenimporte an mit Inkrafttreten am 7. August 2025.
Die sofort anberaumten Verhandlungen sind ergebnislos geblieben, und die Zölle gelten vorerst. Sollten sie längerfristig beibehalten werden, wäre das für die Schweizer Wirtschaft folgenschwer. Die KOF rechnet in ihrer Medienmitteilung vom 1. August 2025 mit einer Verringerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0.3% bis 0.6% des BIPs pro Jahr, je nach Möglichkeit von Handelsumlenkungen und Zeithorizont.
Von den Strafzöllen sind insbesondere die exportorientierten Branchen betroffen wie die Maschinen-, Elektronik- und Metallindustrie, die Nahrungsmittel- und die Uhrenindustrie. Für diese ist es herausfordernd, bei derart hohen Importzöllen in die USA wettbewerbsfähig zu bleiben. Erhebliche Umsatzverluste wären die Folge. Das würde auch zahlreiche Arbeitsplätze in der Schweiz gefährden – so die Einschätzung der Zürcher Kantonalbank vom 4. August 2025.
Die «Handelszeitung» appelliert angesichts dieser Entwicklung zu einer Rückbesinnung der Schweiz auf ihre Stärken, die Bedeutung des wirtschaftlichen Potenzials und auf die Innovationskraft. Gleichzeitig sei es an der Zeit, regulatorische Hürden und unnötige Kosten abzubauen, um den Unternehmen in einem zunehmend schwierigen Umfeld bessere Wachstumschancen zu ermöglichen – und damit auch den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken.
Der Rohtext dieses Artikels stammt von der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) und wird mit persönlichen Gedanken zum wirtschaftlichen Geschehen ergänzt von Susanne Schnell, Fachspezialistin Kommunikation/Themenmanagerin beim SIA; susanne.schnell [at] sia.ch (susanne[dot]schnell[at]sia[dot]ch)