Wirtschaftliche Stabilität mit verhaltenen Zukunftserwartungen
KOF-Quartalsbericht 01/2025
Die Resultate der aktuellen KOF-Konjunkturumfrage signalisieren eine stabile Geschäftslage im Planungssektor. Darüber hinaus beurteilen die Planungsbüros ihre Auftragsbestände und Beschäftigtenzahlen erfreulicherweise günstiger als in der vergangenen Umfrage. Allerdings trüben sich die Erwartungen für die kommenden Monate ein.
Die Ergebnisse der KOF-Konjunkturumfrage vom Januar 2025 zeigen Stabilität – schätzten doch die befragten Planungsbüros ihre gegenwärtige Geschäftslage ähnlich ein wie in der letzten Umfrage vom Oktober 2024. Auch die Entwicklung der Nachfrage und der erbrachten Leistung in den vergangenen drei Monaten hat sich seit Oktober kaum verändert. Hingegen wird die Entwicklung des Auftragsbestandes aktuell leicht günstiger beurteilt. Ebenfalls günstiger beurteilen die Büros die Beschäftigtenzahl, obwohl sie diese nach wie vor als deutlich zu tief einschätzten.
Im Hinblick auf die Geschäftslageentwicklung in den kommenden sechs Monaten haben die Planungsbüros ihre Einschätzung nur minimal revidiert: 15% rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 80% mit keiner Veränderung und 5% mit einer Verschlechterung. Während die Erwartungen für die Nachfrageentwicklung in den nächsten drei Monaten unverändert bleiben, haben die Büros ihre Erwartungen für die zu erbringende Leistung und die Ertragslageentwicklung deutlich abgeschwächt.
Die Preisentwicklung in den nächsten drei Monaten schätzen die Büros gleich ein wie im vergangenen Oktober, das bedeutet: Derzeit rechnet die Mehrheit mit gleichbleibenden Preisen in den kommenden drei Monaten, 17% mit steigenden und 4% mit sinkenden Preisen.
Deutliche Erhöhung der Bausumme bei den Architekturbüros
Die Einschätzung der Architekturbüros über die gegenwärtige Geschäftslage hat sich leicht aufgehellt. Seit der Befragung im Oktober 2024 wird insbesondere die Entwicklung des Auftragsbestandes in den vergangenen drei Monaten deutlich positiver beurteilt. Auch die jüngste Nachfrageentwicklung schätzen die Büros nun günstiger ein. Im Einklang damit hat sich die totale Bausumme der abgeschlossenen Verträge im Vergleich zur letzten Umfrage deutlich erhöht.
In Bezug auf die kommenden Monate trübt sich die Einschätzung der Büros leicht ein:16% von ihnen rechnen mit einer besseren Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten, 78% mit einer gleichbleibenden und 6% mit einer schlechteren Geschäftslage. Auch bezüglich der Nachfrageentwicklung und der zu erbringenden Leistung in den nächsten drei Monaten trübt sich die Einschätzung ein. Zudem revidieren die Büros ihre Preiserwartungen deutlich nach unten: Noch 9% erwarten, dass sie die Preise in den nächsten drei Monaten anheben, 5%, rechnen mit sinkenden und die restlichen 86% rechnen mit konstanten Preisen.
Ingenieurbüros schätzten die künftige Ertragslage zurückhaltend ein
Die Ingenieurbüros beurteilen momentan ihre Geschäftslage genau so günstig wie im Oktober 2024. Dahingegen hat sich seither ihre Einschätzung der Entwicklung der Nachfrage und des Auftragsbestandes in den vergangenen drei Monaten eingetrübt.
Auch die Erwartungen für die kommenden Monate trüben sich im Vergleich zum vergangenen Oktober leicht ein. Darüber hinaus werden die Büros zurückhaltender in den kommenden drei Monaten im Hinblick auf die Entwicklung der Nachfrage, der zu erbringenden Leistung und der Ertragslage. Ihre Preiserwartungen revidieren sie hingegen nicht: 18% der Ingenieurbüros rechnen mit steigenden Preisen in den nächsten drei Monaten, knapp 80% mit gleichbleibenden und 3% mit sinkenden Preisen.
Dämpfer zum Jahresstart
Ebenfalls zurückhaltend zeigt sich der Geschäftslageindikator der KOF für die Schweizer Privatwirtschaft. Der KOF-Geschäftslageindikator berechnet sich aus den einzelnen Rückmeldungen von 4’500 Unternehmen. Er ist im Januar erstmals seit September 2024 wieder gesunken. «Dämpfer zum Jahresstart», titelt die KOF dazu in ihrer Medienmitteilung vom 5. Februar. Laut dieser schwächeln die mit der Bautätigkeit verbundenen Bereiche, also Projektierung und Baugewerbe, das Finanz- und Versicherungswesen sowie die übrigen Dienstleistungen.
Beim verarbeitenden Gewerbe sinkt der Geschäftslageindikator gar zum zweiten Mal in Folge. Das verarbeitende Gewerbe sei bezüglich der weiteren Entwicklung sehr unsicher, so die KOF weiter. Sicherlich spielt auch die Unvorhersehbarkeit bezüglich des internationalen Handels eine grosse Rolle. Und wie um diese Unsicherheit zu zementieren, hat Anfang Februar ein kleines Beben den Welthandelt erschüttert; ausgelöst durch die von US-Präsident Trump angekündigten Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China – zuletzt auch auf Stahl und Aluminium, was auch die EU betrifft.
Seither tobt ein Handelskonflikt, dessen Ausgang mehr als ungewiss ist. Allerdings ist die die Schweiz diesbezüglich nicht in der stillen Position einer Beobachterin. Denn erstens seien wir als kleine offene Volkswirtschaft auf einen Warenverkehr ohne Handelshemmnisse angewiesen, sagt der Direktor des Verbands der Schweizer Techindustrie Swissmem, Stefan Brupbacher, in einem Gespräch mit der «Handelszeitung» vom 3. Februar.
Und zweitens: «Die Zölle verunsichern, das ist Gift für die Weltwirtschaft. Mit den Zöllen wird zudem vieles teurer, vor allem in den USA. Das ist schlecht für den wichtigsten Wachstumsmotor. Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz», erläutert Brupbacher weiter. In diesem unsicheren Umfeld bleibt abzuwarten, wie stark die Schweizer Wirtschaft von den globalen Entwicklungen betroffen sein wird – und ob sich der Dämpfer zum Jahresstart als vorübergehende Schwäche oder als anhaltender Trend entpuppt.
Der Rohtext dieses Artikels stammt von der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) und wird mit persönlichen Gedanken zum wirtschaftlichen Geschehen ergänzt von Susanne Schnell, Fachspezialistin Kommunikation/Themenmanagerin beim SIA; susanne.schnell [at] sia.ch (susanne[dot]schnell[at]sia[dot]ch)