Freiheit einer Villa, Service eines Hotels
Umbau Villa Klainguti, Pontresina
Das Architekturbüro Studio C aus St. Moritz verwandelte die Villa Klainguti in Pontresina in ein Feriendomizil. Dabei gelingt den Architektinnen der Spagat zwischen den Ansprüchen im oberen Kundensegment und dem individuellen Ambiente eines denkmalgeschützten Familiensitzes.
1882 an der Via Cruscheda erbaut, diente die Villa Klainguti über mehr als ein Jahrhundert als Familiendomizil. Die Familie Klainguti prägte über Generationen hinweg das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Oberengadin. Die denkmalgeschützte Jugendstilvilla steht exemplarisch für den Wohlstand und die Bedeutung der Familie in dieser Zeit. Ein Nimbus, der bis heute anhält. Wer sich ein wenig im Glanz vergangener Tage sonnen möchte, ohne dabei auf modernen Luxus verzichten möchte, kann sich heute hier ferienhalber einmieten.
Schmuckstück der Engadiner Baukultur
Die denkmalgeschützte Villa liegt gegenüber des im vergangenen Jahr neu eröffneten «Hotels Maistra 160» von Gion Caminada – und ist wie dieses seit Ende 2024 auf seine eigene Art ein Luxus-Getaway der besonderen Art.
Auf der Website der Villa liest man von der Verbindung «der Freiheit einer Villa mit den Annehmlichkeiten eines Hotels». Dies passt zum neuen Verständnis von Luxus im Alpentourismus. Die Zeiten massentouristischer Angebote weichen einem Umdenken hin zu nachhaltigem, authentischem und lokal verankertem Reisen.
Luxus wird dabei nicht mehr nur durch materielle Annehmlichkeiten definiert, sondern durch Erlebnisse. Gäste suchen heute nicht nur Komfort, sondern auch eine Verbindung zur Geschichte und Kultur der Region. Zudem trägt der Erhalt historischer Gebäude zur Bewahrung der kulturellen Identität bei und stärkt die lokale Gemeinschaft.
➔ Weitere Artikel zu Restaurants und Hotels finden Sie in unserem E-Dossier «Zu Gast».
Wie dies aussehen kann, demonstriert der Umbau: Die Feriengäste finden einen grosszügigen Wohnraum von 647 m2 auf vier Etagen vor, neben der Küche zur Eigennutzung kann eine zusätzliche, professionell ausgestattete Gastroküche für einen Privatkoch genutzt werden. Acht Stunden am Tag steht den temporären Bewohner:innen eine Hausdame zur Verfügung – man fühlt sich in die 1920er-Jahre zurückversetzt.
Ein Lift verbindet alle vier Stockwerke des Baus und macht sie auch für Gäste mit Gehbehinderung barrierefrei. Ein zusätzliches Plus ist die historische Parkanlage. Mit einer Fläche von 1'552 m2 bietet sie viel Platz und Privatsphäre.
Alt und Neu verweben
Dass die Villa seit 2024 neue Vitalität verströmt, ist der Bauherrschaft Gian Giacum und Katherine Klainguti zu verdanken. Sie liessen den Bau während knapp vier Jahren umbauen und sanieren, zunächst von Pia Maria Schmid. Nach dem Tod der Zürcher Gastro-Architektin beauftragte das St. Moritzer Büro Studio C Architekten im Jahr 2023 mit dem Fortführen der Arbeiten.
Zunächst analysierten die Architekten in enger Zusammenarbeit mit der Bauberaterin von Pontresina, was historisch erhaltenswert ist. Dazu zählten die traditionelle Fassade mit den barockisierenden Fensterfassungen, die Volumetrie und die Deckenmalereien. Letztere finden sich selten in der Engadiner Baukultur.
Während die Deckenmalereien im Wohnzimmer gut erhalten waren, sah dies im Treppenhaus anders aus: Dort fanden sich nur noch rudimentäre Fragmente der Malerei. «Wir haben dies bewusst so erhalten und in Zusammenarbeit mit Restaurator Ivano Rampa nur punktuell geflickt oder farblich ausgebessert», erklärt Architektin Caty Emonet.
Im Innern offenbart das Haus überraschende neue Nuancen, die unschwer die Handschrift von Studio C erkennen lassen: So wurde ein Farbkonzept entwickelt, das sich an der Deckenmalerei orientiert. Abgeleitet davon bekamen die Wohnräume im Erdgeschoss einen Anstrich in warmem Rot.
In den oberen Stockwerken befinden sich vier Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Dort sind die Räume Gelb, Hellblau und Hellgrün gehalten. Die alten Kassettenböden und das Fischgrätparkett konnten teils erhalten werden, teils wurde neues Eichenparkett mit dekorativem Fries verlegt.
➔ Am 28. und 29. Juni 2025 finden die Open Doors Engadin statt. Die Villa kann im Rahmen dieser Veranstaltung besucht werden (mit Reservation).
Die Vergangenheit bewahren…
Mit Feingefühl vereinten die Architektinnen und Architekten Vergangenheit und Gegenwart zu einem harmonischen Gesamtbild. Für Caty Emonet darf ein Haus kein Mittel zur Selbstdarstellung des Architekten sein. Vielmehr will sie das Gebäude für sich selbst sprechen lassen. «Die Villa war das Zuhause einer Familie. Eltern, Kindern und Enkelkinder wuchsen hier auf, auch der Bauherr», sagt Caty Emonet. «So waren es vor allem die Spuren eines familiären Miteinanders, die den Umbau zu einer fesselnden Entdeckungsreise machten».
Eine solche Entdeckung war beispielsweise ein «Wandmassband» im Obergeschoss, wie es Eltern gerne an Wänden oder Türrahmen anbringen, um das Wachstum ihrer Kinder zu verfolgen. Hier und da konnten auch alte Tapetenfragmente wieder Schicht um Schicht freigelegt werden – sie schmücken nun fast wie ein Bild die Zimmer.
Auch ein Kachelofen im Erdgeschoss konnte erhalten, restauriert und wieder betriebsfähig gemacht werden – wie früher dient er nun wieder als Heizquelle. Details wie diese sind nicht nur Relikte vergangener Tage, sie erzählen vielmehr persönliche Geschichten aus dem Leben.
…und Neues hinzufügen
Ganz neu hingegen sind eine Industrieküche im Erdgeschoss für Events, eine kleine Teeküche im 1. Obergeschoss, die dazu einlädt, erholsame Momente auf dem benachbarten verglasten Balkon zu geniessen sowie eine offene Küche im Dachgeschoss, die eine Blumentapete schmückt.
Im Untergeschoss ist dort, wo früher ein Natur- und Kohlenkeller war, ein kleiner, feiner Spa-Bereich mit Whirlpools, Sauna, Dampfbad, Massage- und Ruheraum untergebracht. Die Wände sind dort eierschalenfarben verputzt und weisen eine raue Struktur auf. Im Untergeschoss wurde zudem ein moderner Kinosaal errichtet, der auch für Seminare und Events nutzbar ist.
Tradition trifft Moderne
Auch in der Möblierung und dem Lichtkonzept bewies Studio C ein Gespür für die Verbindung von Tradition und Moderne: Antike Sitzmöbel aus Familienbesitz wurden neu gepolstert und mit zeitgenössischen Stoffen bezogen, ausgewählte Klassiker der Moderne fügen sich harmonisch ins Bild ein, auf Mass gefertigte neue Leuchten ergänzen restaurierte Leuchten aus dem Bestand. Alt und Neu verbinden sich.
So ist die Villa Klainguti ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie aus einer historischen Patriziervilla ein einzigartiges Feriendomizil entstehen kann – ein Ort, der Geschichte bewahrt und modernen Bedürfnissen gerecht wird.
Weitere Infos
Führungen durchs Haus auf Anfrage und Voranmeldung bei Studio C, St. Moritz
Instandsetzung und Restauration Villa Klainguti, Pontresina
Architektur
Studio C Architekten, St. Moritz
Baumeisterarbeiten
Costa, Pontresina
Montagebau in Holz
Markus Gemmet Holzbau, Pontresina
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Bissig Bedachungen, St.Moritz
Gerüstbau
Roth Gerüste, Zuoz
Elektroanlagen
Merz, Samedan
Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen
engatech, Pontresina
Spezielle Sanitäranlagen
Grischa Wellness, Chur
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Gipserarbeiten
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Auf und Zu Sicherheitstechnik, St.Moritz
Fugenlose Bodenbeläge
Uniquefloor Switzerland, Cham
Unterlagsboden
Niggli Bau, Samedan
Bodenbeläge und Wandbeläge
Stari Partner, Zürich
Staub Ofenbau und Plattenbeläge, St.Moritz
Deckenverkleidung (Akustik)
BASWA acoustic, Baldegg
Hafnerarbeiten
Staub Ofenbau und Plattenbeläge, St.Moritz
Malerarbeiten /Restauration (Innen & Aussen)
Rampa Restauri, Almens
Innere Malerarbeiten
Telmes Pünchera Maler, Pontresina
Gartenanlage
Schutz Filisur Gartenbau Landschaftsbau, Filisur