Stau an der Grimsel
Editorial TEC21 9/2025
Staumauern üben allein schon durch ihre Grösse eine gewisse Faszination aus. Bei einer Fahrt über den Grimselpass kann man dies hautnah erleben. Es gibt aber noch Steigerungsmöglichkeiten: Die Kraftwerke Oberhasli KWO bauten eine neue, doppelt gekrümmte Bogenstaumauer am Grimselsee. Ist schon eine solch gewölbte Form allein spektakulär, gab und gibt es derzeit noch mehr zu bestaunen: Die neue Spitallammsperre schliesst unmittelbar an die alte an und wird diese ihrer Funktion berauben. Der Bestandsbau wird in den Fluten des Grimselsees versinken.
In dieser Dimension ist dies bisher einmalig – eine alpine Talsperre direkt vor einer alpinen Talsperre. Haben die Betreiber hier nicht ein wenig übertrieben? Ist eine neue Staumauer noch zeitgemäss? Herrscht hier gar eine Mentalität gemäss des Ausspruchs «nach uns die Sintflut» vor, wenn man den Bestand einfach so versenkt?
Die oft einander gegenüberstehenden Kontrahenten «Wasserkraft» und «Naturschutz» prallten bei diesem Projekt interessanterweise kaum aufeinander. Betriebswirtschaftlich und auch volkswirtschaftlich ergibt der Neubau Sinn, die Auswirkungen auf die Landschaft sind marginal.
Die nächste Runde läuft aber bereits: Der Grimselsee soll tiefer, sprich die Mauern hierfür erhöht werden, was wiederum wirtschaftlich sinnvoll ist. Grosse Umweltverbände gaben nun grünes Licht, die Konzession ist aber noch nicht gesprochen.