Stau an der Grims­el

Editorial TEC21 9/2025

Publikationsdatum
02-05-2025

Staumauern üben allein schon durch ihre Grösse eine gewisse Faszination aus. Bei einer Fahrt über den Grimselpass kann man dies hautnah erleben. Es gibt aber noch Steigerungsmög­lichkeiten: Die Kraftwerke Oberhasli KWO bauten eine neue, doppelt gekrümmte Bogenstaumauer am Grimselsee. Ist schon eine solch gewölbte Form allein spektakulär, gab und gibt es derzeit noch mehr zu bestaunen: Die neue Spitallammsperre schliesst unmittelbar an die alte an und wird diese ihrer Funktion berauben. Der Bestandsbau wird in den Fluten des Grimselsees versinken. 

In dieser Dimension ist dies bisher einmalig – eine alpine Talsperre direkt vor einer alpinen Talsperre. Haben die Betreiber hier nicht ein wenig übertrieben? Ist eine neue Staumauer noch zeit­gemäss? Herrscht hier gar eine Mentalität gemäss des Ausspruchs «nach uns die Sintflut» vor, wenn man den Bestand einfach so versenkt?

Die oft einander gegenüberstehenden Kontra­henten «Wasserkraft» und «Naturschutz» prallten bei diesem Projekt interessanterweise kaum auf­einan­der. Betriebswirtschaftlich und auch volks­wirtschaftlich ergibt der Neubau Sinn, die Auswirkungen auf die Landschaft sind marginal. 

Die nächste Runde läuft aber bereits: Der Grimselsee soll tiefer, sprich die Mauern hierfür erhöht werden, was wiederum wirtschaftlich sinnvoll ist. Grosse Umweltverbände gaben nun grünes Licht, die Konzession ist aber noch nicht gesprochen.

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