Of­fen­heit als Zei­chen in­ne­rer Stär­ke

In Sion fand die 82. Generalversammlung des Verbands der Schweizerischen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten vsi.asai statt. Die Wahl des Ortes beinhaltet schon die erste Botschaft: Mit der Absicht, die gemeinsame Identität der drei Sprachregionen zu stärken, wurde den Mitgliedern in der Romandie Referenz erwiesen.

Publikationsdatum
10-06-2025

Insgesamt ist die Organisation inzwischen auf rund 500 Mitglieder angewachsen. Wo es in der Vergangenheit oft um Abgrenzung ging, führt gegenwärtig eine Offenheit nicht nur in Bezug auf die regionalen Aspekte, sondern auch gegenüber den verwandten Metiers von Architektinnen und Landschaftsplanern zu einer erfrischenden Position auf Augenhöhe. Gestärkt durch die wachsende Bedeutung des Bauens im Bestand begreifen sich die Vertretenden der Innenarchitektur zunehmend als gleichberechtigte Botschafter der Baukultur.

Die Besichtigungen im Rahmen der Exkursion boten den rund 40 Teilnehmenden Einblick in die Aufgabenfelder und verdeutlichten zugleich die Notwendigkeit, Bauaufgaben als Gruppe von Fachplanenden zu begegnen: Bei der Führung durch das Chateau de Valère Sion unter Christophe Amsler, Architekt und Spezialist für Denkmalrestauration aus Lausanne, stand der Umgang mit einem historischen Erbe, dessen Ursprünge auf das 10. Jahrhundert n.C. zurückzuverfolgen sind, im Mittelpunkt. Das Schloss, das hoch über der Stadt thront, beherbergt heute das Geschichtsmuseum Sions. Die baulichen Eingriffe samt Möblierung halten sich gekonnt im Hintergrund. Eine einfühlsame Lichtplanung verhilft dem Kirchenraum zu neuem Glanz. 

In der Nähe des Bahnhofs implantierte mor& architectes, Sion, ein Restaurant in ein ehemaliges Silo aus acht Zylindern. Über eine Wendeltreppe in einem der Zylinder erhielt die Gruppe auch Zugang zum luxuriösen Penthouse auf dem Dach des Industriedenkmals. 

Soziologisch am anderen Ende und um so eindrücklicher war der Besuch eines Hauses aus den 1960er-Jahren für eine fünfköpfige Familie. Es ist so kompakt, dass wir es heute als bescheiden empfinden. Auch gestalterisch setzt das Gebäude ein starkes Zeichen. Wie ein Keil hängt es im Hang. Die über den Schnitt entwickelte Komposition öffnet sich in drei Ebenen und bezieht die Umgebung mit ein. Podeste und plastische Ausformungen des Sichtbetons treten anstelle von Möbeln und illustrieren die Facetten der Raumgestaltung mit architektonischen Mitteln. 

Möbelentwurf, Lichtplanung, Szenografie, Hospitality, Wohnbau, Anbau, Bauen im neueren und historischen Bestand – das alles sind Tätigkeitsfelder der Innenarchitektur, meistens auch hier von Architekten ausgeführt. 

Der alljährliche Austausch stiftet Identität innerhalb der Berufsgruppe und macht deutlich, welche Aufgaben zu lösen sind. Neben dem Engagement in der Informationspolitik zu den Möglichkeiten der Ausbildung direkt in den Schulen liegt ein weiterer Fokus auf der Abstimmung mit dem OTIA (Ordine Ingegneri e Architetti del Canton Ticino). 

Im Tessin ist das kantonal geregelte Recht für Planende, Baugesuche einzureichen, an eine berufsspezifische Bewilligung geknüpft. Der vsi.asai engagiert sich dafür, das Recht in der Deutschschweiz auch für die Innenarchitektur uneingeschränkt zu erhalten. Um die Kontinuität dieser Politik zu wahren, wurde das Mandat von Remo Derungs als Präsident um weitere vier Jahre verlängert.

Besuchte Bauten

 

Château de Valère Sion

Christophe Amsler, Architekt, Lausanne

 

Musée Cantonal «Ancienne Chancellerie» et «le Pénitencier»

 

LeSilo

J.P. Moret, Architekt, Sion

www.lesilobar.ch

 

Maison Paul Morisod, Jean Kyburz et Edouard Furrer

Joane Chopard, Lausanne

Savioz Fabrizzi Architectes fas, Sion

Bilder der Exkursion

vsi-asai-image.ch

 

Infos zum vsi.asai

vsi-asai.ch

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