In­no­va­ti­on und Ar­chi­tek­tur in Sym­bio­se

Erst kamen einzelne Life-Science-Unternehmen an den Bachgraben, nun entsteht ein Life-Science Innovationsökosystem. Das grenznahe und inzwischen strategisch bedeutende Gebiet entwickelt sich in rasantem Tempo. Die hochwertige Architektur trägt zur internationalen Ausstrahlung bei. 

Publikationsdatum
06-06-2025

Bei Sonne und Minustemperaturen treffe ich Thomas Kübler vor der Firma Viollier Labortechnik. Zusammen wollen wir die «Life- Science-Meile» im Bachgrabengebiet bis zum Alba Haus am anderen Ende des Areals abschreiten. Das 40 m hohe Alba Haus auf dem BaseLink-Areal bildet seit 2023 den städtebaulichen Auftakt. Der Bachgraben ist ein Arbeitsgebiet von kantonaler Bedeutung, das BaseLink-Areal beheimatet einen von sechs Schweizer Wissenschaftsparks, den Switzerland Innovation Park Basel Area (SIP). 

Gemischtes Gewerbegebiet

Viollier steht für die Anfänge der heutigen thematischen Ausrichtung auf Pharma und Life Science des BaseLink-Areals. Die nähere Umgebung ist bis heute ein gewöhnliches Gewerbegebiet: Hinter uns befindet sich der Werkhof der Gemeinde aus den 1980er-Jahren, im Augenwinkel ist eine Autowaschanlage zu sehen, in Richtung Grenze ein Kinderspielplatz hinter einem Sicherheitszaun. Viollier wurde 1953 in Basel gegründet und ist seit 1986 im Bachgraben zu Hause. Ihren Standort hat die Firma in Etappen erweitert. 

Wir folgen der ruhigen Gewerbestrasse. Neben lokalen Kleinunternehmen gibt es einen Zulieferbetrieb für Backwaren und Sporthallen, die das Gebiet auch zu Randzeiten etwas beleben. Dazwischen liegen Brachflächen. Für Kübler haben auch diese Nutzungen auf dem Areal Platz: «Wir wollen auch die kleineren Firmen in diesem Teilgebiet behalten, verdichten wäre aber möglich.» An der Gewerbestrasse stehen auch grössere und neuere Bauten. 

Das Schild «IN» für Innovationszentrum Nordwestschweiz hängt an einem 1991 erbauten, multifunktionalen Geschäftshaus. In diesem Gebäude entstand 1997 die auf Lungenkrankheiten spezialisierte Actelion und ist damit gewissermassen die Urzelle der thematischen Ausrichtung des heutigen Areals Switzerland Innovation Park Basel Area. 

Die Actelion wuchs rasant und liess sich 2010 am repräsentativeren Hegen­heimermattweg von Herzog & de Meuron den Firmenhauptsitz aus «gestapelten Balken» für 350 Mitarbeitende bauen. 2017 übernahm Johnson & Johnson Actelion und der Hauptsitz stand vorübergehend leer, bis er vom Actelion-Spin-off Idorsia übernommen wurde. 

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Zwischen den grossen Bauten herrscht an diesem Vormittag wenig Leben. Zufällig entdecken wir am Strassenrand neben Veloparkplätzen ein Schild, das zum Landschaftspark Parc des Carrières führt, und entscheiden uns für den Abstecher nach Frankreich. Nach Feldern und einem improvisierten Parkplatz beim französischen Zoll queren wir die Strasse und stehen am Eingang des Landschaftsparks. Er wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Basel Expo 2021 initiiert und entsteht auf aufgefüllten Kiesgruben. 

Der Park ist eine Absichtserklärung für einen gemeinsamen Freiraum und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Auf dem Weg zurück Richtung BaseLink treffen wir auf die Bauten der Firma SKAN (Burckhardt Architekten). Sie entwickelt und produziert Reinraumtechnik für die Pharmaindustrie und ist somit eine Schnittstelle zwischen Produktion und Wissenschaft. Gleich gegenüber befinden sich die Bauten und Baustellen des BaseLink-Areals.

BaseLink: Entwicklung nach Masterplan 

Bevor wir das Areal besichtigen, wärmen wir uns in einem der neuen Bistros auf. Mit dem Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH), dem Parkhaus mit dem Innovation Office der Universität Basel und dem Main Campus HQ sind die ersten Bauten fertiggestellt und bezogen. Der Entscheid des zuvor in Basel beheimateten Swiss TPH für den neuen Standort Allschwil und der Nachzug der Universität Basel mit einem Innovation Office waren wichtig für die inhaltliche Ausrichtung des Areals und das Vertrauen in den Standort. Kübler sagt: «Es war eine Spirale an Ereignissen und keine lineare Entwicklung. Die heutige branchenspezifische Ausrichtung ist ein Vorteil, weil so Synergien entstehen.»

Die Grundeigentümerin des BaseLink-Areals ist das Bürgerspital Basel BSB, ein kleiner Teil gehört der JP Bachgraben. Das vorausschauende Vorgehen der Eigentümer mit Ausarbeitung eines privaten Masterplans lässt sich bereits ablesen: Schon realisiert sind der gemeinsame zentrale Grünraum im Main Campus HQ und die beiden gemeinsamen Parkhäuser. Das BSB selbst ist am Standort als Betreiber des Sozialprojekts «Bio Bistro» vertreten. 

Austausch im Main Campus

Die Baufelder in der Mitte des BaseLink-Areals werden durch Senn unter dem Namen «Main Campus» entwickelt. Dabei setzt Senn nicht nur auf hoch­stehende Architektur; die Bauten sollen auch so nachhaltig wie möglich gebaut und genutzt werden. Eine spätere Wieder- und Weiterverwendung im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist ebenfalls mitgedacht. Die meisten der Bauten haben Herzog & de Meuron geplant. So finden hochstehende Architektur und Nachhaltigkeit zusammen. 

Der fussballfeldgrosse zentrale Park in der Mitte des Main Campus HQ ist schon realisiert und bietet den Arbeitnehmenden einen ruhigen Erholungsraum, auch wenn auf den Baufeldern daneben weitergebaut wird. Aufgetürmte Steinmännchen zeigen, dass der Aussenraum gut angenommen wird. «Wir müssen Erholungsräume innerhalb des Areals schaffen, damit wir keine zusätzliche Mobilität generieren», sagt Kübler. «Die Menschen sollen vor Ort finden, was sie brauchen.» Auch 
die Anwohnenden dürfen die Freiräume nutzen, was bis anhin aber noch wenig geschieht. 

Das Gebäude SIP Main Campus HQ als flexibler Bau mit unterschiedlich grossen Mietflächen verkörpert die Idee des Austauschs zwischen etablierten Firmen und jungen Unternehmen. Eine Tafel im Durchgang zum Innenhof verweist darauf, wer schon eingezogen ist – die Absicht scheint zu funktionieren. Neben grossen Namen wie Johnson & Johnson gibt es Start-ups oder den ICT Campus, der mit Jugendlichen arbeitet. Mit jeder Firma aus dem Bereich Life Science und Biotech, die auf den Campus zieht, wird der Standort attraktiver für ­weitere Firmen aus diesem Bereich.

Mit den Entwicklungen Schritt halten

Nach der Fertigstellung des HORTUS 2025 mit Büroräumen wird 2027 das Botnar Institute of Immune Engineering in das Gebäude ALL einziehen. Noch in Planung sind die Laborbauten HOPE und SCALE. Bis 2030 wird der Campus fertig gebaut sein und weitere Arbeitsplätze umfassen. Das vermehrt international ausgerichtete Arbeitsgebiet benötigt eine erweiterte Infrastruktur wie Schulen und Übernachtungsmöglichkeiten. 

Ein Hotel gibt es schon auf dem Areal, ebenso konnte eine Tagesschule im Main Campus HQ etabliert werden. Mit den Sicherheitsbestimmungen für ein Gewerbegebiet sind diese Nutzungen aber nicht immer leicht zu vereinbaren. Die Zunahme an Arbeitsplätzen verlangt auch eine verbesserte Verkehrsanbindung mit allen Verkehrsmitteln. Schnelle Velo- und Fussverbindungen sowie ein erhöhter Bustakt in Richtung Stadt sind bereits realisiert. 

Publikationsreihe «Dynamische Gemeinden»


Schweizweit erleben derzeit Gemeinden unterschiedlicher Grösse eine teilweise schnelle, umfassende und tiefgreifende Transformation. In dieser Entwicklung sind sie gesetzlich einer haushälterischen Nutzung des Bodens und gesellschaftlich einer qualitätsvollen Veränderung des gebauten Lebensraums verpflichtet. Für eine in jeder Hinsicht nachhaltige Siedlungsentwicklung nach innen sprechen aber noch weitere Gründe. 
Die Publikationsreihe «Dynamische Gemeinden» porträtiert Gemeinden, die sich in einer besonders starken Innenentwicklung befinden, zeigt, welche städtebaulichen, verkehrsplanerischen und sozialräumlichen Ziele sie dabei verfolgen, lässt Akteurinnen und Akteure zu Wort kommen, reflektiert die spannenden Transformationsprozesse und identifiziert wichtige Zukunftsthemen.

Band 1: Allschwil BL
 

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